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Im März 2022 präsentierte ich meine Erzählung Gespräche mit einem Baum. Ein Jahr voller tiefsinniger Gespräche mit „meiner Föhre“ wandelt sich in ein Buch zu den großen Lebensthemen, die uns als Menschen berühren und ausmachen. Der Dialog mit meinen Lieblingsbaum hat in mir inneren Frieden, neue Hoffnung und Lebensfreude entfacht. Diese gebe ich nun weiter. Möge das Buch viele Menschen inspirieren.
Im Oktober 2023 präsentierte ich mit meinem Künstler-Kollegen Kurt Razelli unser neues Musik-Album „Back to Earth“. Nachdem mir der Krieg meine herkömmliche Sprache verschlagen hatte, finde ich im musikalischen Ausdruck eine neue Sprache. Ich will mich zum Zustand der Welt verhalten. Das Album umfasst Zerstörung und Heilung. Wir kommen im Krieg an, reifen in VUKA-Strategien im Umgang mit einer verrückten Welt und eskalieren in die Liebe.*
Ich hatte als Bergbauernbub in Wald am Arlberg im Vorarlberger Klostertal eine großartige Kindheit.
Umsorgt in einem liebevollen Elternhaus, entwickelten sich meine Wurzeln und Flügel ausgezeichnet. Vor unserer Haustür war ein gleichsam grenzenloser Spielplatz aus Dorf, Wald und Wiese. Meine Mutter ist eine beherzte Bergbäuerin, stets umfassend im Dorfleben und Gemeinwesen engagiert. Mein Vater war einfacher Angestellter in der Textilbranche, der immer wieder die Fenster zur großen Welt aufmachte. Er reiste gerne in all den Jahren, bevor ihm Krankheiten den Bewegungsradius Stück für Stück raubten. Auf unserem Fernseher standen eine Kennedy-Statue und ein kleiner Eiffelturm. Wichtige symbolische Platzhalter für »die große weite Welt da draußen«, wie ich erst viele Jahre später begreifen sollte. Meine Geschwister und ich haben viel mitgearbeitet – auf dem Feld, im Stall und im Haushalt. Die Heuarbeiten gemeinsam mit der Verwandtschaft in der Großfamilie trage ich mit frohen Bildern in Kopf und Herzen, auch wenn ich oft lieber, so wie andere Kinder und Jugendliche, ins Freibad gegangen wäre.
Der Radius wird größer – Lebensschule und „Bürgermeister“
Das Menschen-Zusammenführen und das Organisieren waren schon früh meine Leidenschaften.
Als Klassensprecher fühlte ich mich wohl und folgte dann auch meiner Schwester als Schulsprecher. Als Landesschulsprecher hatte ich plötzlich ein Büro in Bregenz. Das war anfangs einigermaßen schräg, da mir die Landeshauptstadt bisher im wahrsten Sinne des Wortes fern lag. Doch es kam mir alles sehr gelegen, denn die Schule begann mich ziemlich zu nerven. Zu eng und zu ignorant strukturierte sie mein Leben und Lernen. Zum Studium zog es mich nach Innsbruck. Politikwissenschaft mit Fächerbündel sei ein brotloses Ding, meinten so manche. Ich hatte diesbezüglich wenig Ahnung und Einschätzung, denn bislang auch keine Freunde, die studierten. Zur Sicherheit nahm ich also die internationalen Wirtschaftswissenschaften dazu. Es war das erste Studium in Österreich mit verpflichtendem Auslandsjahr, und dieses führte mich 1994/95 nach Dublin. Dies alles war mir nur durch die Unterstützung von Stipendien möglich. Das halte ich nicht für selbstverständlich. Ich empfinde es als Glück, in einem Land wie Österreich geboren zu sein, das sein Sozialsystem in dieser Weise organisiert. 1996 wurde ich zum ÖH-Vorsitzenden an der Universität Innsbruck gewählt. Plötzlich war ich „Bürgermeister“ von fast 30.000 Studierenden und belegte einen zweijährigen Crashkurs in Sachen „Politik und überhaupt“. Für mein Doktoratstudium ging ich 1999 nach Wien. Vor allem hatte ich als Political Animal das Bedürfnis, in die Bundeshauptstadt zu ziehen. Ich kam mit leeren und freien Händen – im Gepäck hatte ich eine glückliche Kindheit, eine bewegte Jugend und eine solide Bildung.
Plötzlich Unternehmer
Vom Trainer und Coach zum Systemischen Organisationsentwickler und Politikberater
Ende der 90er Jahre arbeitete ich als Trainer und Coach vor allem mit Non-Profit-Organisationen. Schritt für Schritt bewegte ich mich auch in den KMU- und Corporate Bereich hinein. Ende des Jahres 2000 wagte ich mich mit einem alten Bekannten an eine GmbH-Gründung. Plötzlich war ich also Unternehmer. Von der gruppendynamischen Teamentwicklung wuchs ich in die systemische Organisations- und Politikberatung. Zwölf Jahre war ich Unternehmer und Geschäftsführer. Wir gründeten mehrmals um und gliederten auch eine Firma und einen Verein aus. Unsere Kunden kamen in allen Größen und Formen – von der Tischlerei bis zum führenden Weltkonzern, vom Bürgermeister bis zur Ministerin. Als ich 2012 aus der Geschäftsführung ausstieg, zählten wir 17 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Freiheit als Unternehmer genoss ich über all die Jahre, auch wenn sie manchmal nur eine eingebildete ist, denn die Sachzwänge sind mitunter groß (vom Umsatzdruck bis hin zu den hohen Lohnnebenkosten).
Im Oktober 2005 heirateten Irene und ich, und drei Kinder halten uns bis heute auf Trab.
Kinder sind für mich das Größte. Und ich halte Vater zu sein für die größte Grenzerfahrung meines bisherigen Lebens: immer wieder an und über der Grenze – sei es durch Schlafentzug, durch Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, durch die hundert kleinen Herausforderungen des Familienalltags. Ich liebe es!
Vom Bergbauernbub zum Bürgerbeweger
„Ich werde irgendwann in der Politik sein“, hatte ich meiner Frau schon vor unserer Hochzeit gesagt.
Es war mir klar, dass ich mich mittel- bis langfristig diesem inneren Auftrag nicht entziehen konnte oder wollte. Schon länger hatten wir in kleinen Kreisen immer wieder über eine Parteigründung philosophiert. „Es braucht etwas Neues“ war das Fazit so mancher Runde. Doch wir waren alle sehr beschäftigt mit unseren Leben – Berufskarriere vorantreiben, Kinder kriegen, Nest bauen… Doch 2011 war die Zeit reif. Gemeinsam mit Veit Dengler griff ich jenen Mut und jene Entschlossenheit auf, die es brauchte, um die Initialzündung zu geben. Wir starteten NEOS – eine BürgerInnenbewegung.
Ein wilder, großartiger Ritt
Es gab viele Hürden auf dem Weg zur BürgerInnenbewegung und zum Einzug in den Nationalrat.
Der politische Mitbewerb verfolgte unser Tun aufmerksam. Mit Angriffen auf unsere materielle Basis und expliziten Drohungen zeigte das alteingesessene System sein hässliches Gesicht: das der repressiven Macht und der hemmungslosen Besitzstandswahrer. Etliche MitstreiterInnen hatten ungute Erlebnisse – von Kündigungsdrohungen bis zu plötzlichen Steuerprüfungen.
Doch wir waren nicht aufzuhalten. Unser Vorhaben „Österreich erneuern“ entwickelte rasch Dynamik. Für die Finanzierung des ersten angestellten Mitarbeiters legten wir im kleinen Kreis Spenden zusammen. Und allein im ersten Jahr investierten wir über eine halbe Million ehrenamtliche Stunden in unsere BürgerInnenbewegung. Zudem bauten wir munter und gekonnt an Allianzen. Bei der offiziellen Gründungsveranstaltung von NEOS am 27. Oktober 2012 waren bereits Hunderte anwesend. Und von dort weg gingen wir in den Aufbau einer Kampagnenbewegung in Richtung Nationalratswahlen 2013. Mittlerweile sind wir Tausende. Der Rest ist bekannt bzw. lässt sich die Geschichte gut googeln. Gerne schicke ich auf Nachfrage auch mein Buch „Mein Neues Österreich – Heimat großer Chancen“ zu.
Entschlossen vorwärts!
Die Zukunft ist ein Raum, den wir erschaffen.
Alles im Leben hat seine Zeit. Und für mich wurde mit Jahresbeginn 2018 klar, dass – so die vier Landtagswahlen in den folgenden fünf Monaten auch noch gut verliefen – meine Zeit gekommen sei, die Führung unserer Bewegung in neue Hände zu legen. „Wachsen statt Gründerfalle“ war und ist das Motto. Die nächste Wachstumsetappe sollte mit neuer Führungsenergie angeleitet werden. Meine Gedanken dazu habe ich in einer Pressekonferenz am 7. Mai 2018 formuliert – „Die Zeit ist reif für den nächsten Schritt: Entschlossen vorwärts“!
Die Zukunft ist kein Raum, den wir ohnmächtig betreten. Sie ist ein Raum, den wir gemeinsam erschaffen. Das Leben ist ein unendlicher Fluss. Wir sind eingebettet, und wir können uns selbst bewegen.
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Kontakt: office@strolz.eu